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ALLERLEI aus der alten Heimat



Familiennamen in Gertianosch
(Quelle: Jubiläumsbuch "1785-1935, Hundertfünfzig Jahre deutsches Gertianosch, Banat-Rumänien" von Dr. Matz Hoffmann)

Augustin, Arato, Aßtalos, Ballauer, Banoch, Balbierer, Bartl, Bartel, Bayer, Basting, Bernath, Betsch, Berg, Becker, Bell, Beno, Bettendorf, Bitto, Bieber, Binder, Biegelsteiber, Biel, Biatka, Blei, Blaubanschek, Blum, Both, Botscheller, Bock, Bogdan, Boros, Brems, Brandstädter, Brack, Breininger, Breiner, Buttil, Bücher, Corintan, Crocus, Deak, Degel, Degorsi, Delbl, Dittrich, Dian, Diener, Dirk, Dietzler, Dogendorf, Donavell, Doboschan, Döme, Dreier, Drasca, Dunai, Eichmüller, Engels, Endrei, Erhardt, Faber, Farkas, Färber, Feiling, Fekete, Filger, Fischer, Fisch, Fiedler, Fodor, Fraunhoffer, Friedrich, Furier, Fuchs, Fuhro, Fuhr,
Gamauf, Ganski, Gerhardt, Georg, Gebhardt, Geier, Gergen, Gengler, Gellert, Givitsch, Glaß, Gombos, Götz, Gries, Gruber, Hafer, Hahn, Halm, Handler, Hary, Haimann, Haynay, Hartmann, Haupt, Heim, Heibi, Heidt, Heine, Heinrich, Heidenfelder, Helfrich, Heber, Hebner, Heß, Henz, Hirsch, Hladik, Hizo, Hoffmann, Hockl, Horvath, Honig, Hornsberger, Hodosan, Hubert, Hummel, , Itineant,
Jakob, Janzer, Jäger, Jenei, Jochum, Jobba, Junghans, Jungblut, Jung, Jünger, Kapitän, Karbole, Kaffka, Kasper, Keppler, Keßler, Keller, Kist, Kiefer, Kihm, Kilian, Kisch, Kisvarday, Kiss, Klein, Kloß, Klug, Knapp, Knopf, Koch, Kolling, Kotilla, Kopaß, Koppel, Kohl, Kovatsch, König, Körömi, Kotzmann, Konrad, Kreppel, Kreuz, Krier, Kriner, Krämer, Kraubvogel, Kreuter, Kraßule, Kuhn,
Lawatschek, Lambing, Lasch, Lahm, Lauer, Laßlo, Lech, Leber, Lind, Linzer, Litscheron, Leitenbor, Löffler, Lutz, Ludwig, Lunzer, Mager, Martin, Malten, Mandl, Mayer, Mecher, Marschall, Maus, Marian, Macadolean, Szelezsan, Melcher, Mehler, Mettler, Metz, Merz, Mersch, Merzig, Minnich, Michels, Mihailescu, Milkov, Misch, Mikulai, Mojem, Muth, Müller, Neidenbach, Nikola, Nickels, Noll, Noheimer, Nunheimer,
Oberkirsch, Ollinger, Onody, Ott, Paul, Pavlov, Paulus, Petz, Petsch, Pecican, Petry, Petö, Petrov, Piatka, Piora, Pleß, Potje, Prack, Pressler, Puljer, Ralitsch, Radetzky, Rammacher, Rausch, Ranitza, Renn, Renard, Reinbild, Reiter, Rieß, Rieser, Rieth, Ritter, Rohs, Rost, Roth, Rohr, Rothschink, Rovasch, Roster, Römer, Röser, Ruß, Ruh, Rückert,
Seifart, Sedlack, Schaljo, Schämer, Scheidt, Schestag, Schilz, Schiwall, Schmidt, Schmitz, Schneider, Schön, Schöps, Schummer, Schuld, Schuh, Schuldner, Schüßler, Schwan, Schwab, Schwarz, Schwertfeuer, Steuer, Stillmungus, Straß, Streitmarder, Szabo, Szakola, Szeles, Szijarto, Tann, Taugner, Tanafovits, Tasch, Takats, Tegl, Telegdy, Thöreß, Thoth, Trendler, Tullius, Tyukodi, Unterreiner, Unterstein, Urban,
Vago
, Volk, Waldeck, Waldner, Wettreter, Wanzung, Wagner, Walzer, Wambach, Wangel, Weber, Weggesser, Weißgerber, Weier, Weißmüller, Weiß, Weinhardt, Weimer, Weichand, Welsch, Wetzler, Welter, Willwerth, Wikete, Wittwer, Wirz, Wiener, Wingeron, Wittmayer, Winkov, Wolf, Wottring, Wurmlinger, Zehr, Zeilinger, Ziegler, Zimmermann.

Nach 1935 sind durch Zuzug weitere Namen von Volksdeutschen hinzugekommen (die Liste bleibt offen): Bukata, Duma, Dworatschek, Fecker, Feuerholz, Gilde, Lehmann, Mühlroth, Packi, Prinzinger, Pumple, Roszi, Schawilye, Schinka, Schönherr, Tisch, Zapfel...

Anmerkungen des Redakteurs: Ich habe die Namen übernommen, die mit Straße und Hausnummer in dem Buch erfasst sind. Ich gehe davon aus, dass diese Personen bzw. Familien zu dem damaligen Zeitpunkt einen festen Wohnitz im Dorf hatten. Ob sie als Eigentümer oder nur als Verwalter/Arbeitnehmer/Gastarbeiter dort erscheinen, spielt hier keine Rolle.
Einen "festen Wohnsitz" hatten auch Personen bzw. Familien, die in der "Kaul" ohne Hausnummer siedelten: Lupsa, Nicolin, Merscham, Mihaiu, Petrovici und Stoikov.   KJK


Umgang mit Vor-, Geburts-, und Spitznamen in Gertianosch:
Anna = Nani, Nantschi, Anni;  Anton = Toni, Anti; Barbara = Pewwi, früher auch Wawi;  Christoph = Schtoffel;  Elisabeth = Lissi, Lia, Liesel;  Georg = Jerch, Djurri, Djussi;  Heinrich = Hennrich;  Johann = Hans, Janni;  Jakob = Jscksch; Josef = Sepp, Josch;  Katharina = Kathi, Käthe;  Michael = Michel, Mischko;  Nikolaus = Niklos, Nik, Klos;  Peter = Pheder;  Sebastian = Paschtl;  Susanna = Sussi.

Weil die Vornamen meistens von nahen Verwandten (Paten, Großeltern, Eltern, usw.) stammten, gab es generationsübergreifend viele Personen mit gleichem Vornamen. Hinzu kamen noch mehrere Familien mit demselben Familiennamen. Daher wurden beide meistens in einem Atemzug ausgesprochen, wie z. B.: Krämer-Andres und Krämer-Franz. In meiner Generation "wimmelt" es nur so von Helmuts. Da wurden erst recht beide Namensteile in einem Atemzug ausgesprochen.
Bei Frauen kam es häufig vor, dass der Geburtsname weiterhin im Umlauf blieb. Zwar nicht in der direkten Anrede, aber von der gleichaltrigen- bzw. Vorgängergeneration durchaus beibehalten, wie z. B.: Potye-Marie und Ziegler-Anna.  
Spitznamen hatten ihren Ursprung in der Notwendigkeit einer Unterscheidung von Personen mit demselben Familiennamen und Vornamen. Manchmal waren sie mit langjährigen Neigungen bzw. Tätigkeiten verknüpft. Sie waren absolut eingefleischt und wurden sogar an Nachkommen "weitergegeben". Im Alltag hat es niemanden mehr interessiert, von wo "Lutsche-Matz", "Matze-Hans" oder "Welsch-Michel" hergeleitet werden können.
Diese Namensgebung konnte für die Betroffenen auch ärgerlich sein und gelegentlich sind Personen mit ihrem Gebrauch bei der direkten Anrede ins Fettnäppchen getreten, aber das kann passieren...
Ich möchte hier niemanden an unangenehme Geschehnisse erinnern, aber auch diese Art des Umgangs miteinander ist ein Teil unserer Kultur.
KJK


HUMOR-1: Mit`m Niklos in de Stadt lewe?
Es Sussi is mit'm Zuck in di Stadt gfohr. Wie's aus dem Bahnhof rauskommt, siet's es Anna. "Anna, Anna" ruft's sofort. Awer es Anna pleibt net stehn, treht sich net romm un heert iwerhaupt net. Es Sussi is sich seiner Sach awer ganz sicher, weil sie ware toch johrelang im Dorf mitnanner in de Schuhl. Es laaft also hin, krapscht es Anna am Arm un saat: "Hee Anna! Kennscht tu mich tan nimmi?" "Toch tooch, ich kenn tich noch" saat's Anna "awer to in de Stadt sin tie Leit etwas feiner wie uf`m Dorf un to heesch ich Annett, A n n e t t, mei Liewes!" `Na ja’ tenkt sich's Sussi `kaum sin se aus tem Schweinschtall traus - schon sin se feine Leit!’
Am Kittelplatz sieht`s Sussi sei Schulfreindin Lissi, das jetzt aach in de Stadt wohne tut. "Lissi, Lissi" ruft es voller Glick. Awer es Lissi bleibt net stehn un treht sich net mol romm. Es Sussi laaft hin, krapscht es Lissi un saat: "Hee Lissi! Kennscht tu mich tan nimmi, mer wore toch mitnanner in de Schul?" "Jo jo, ich kenn tich noch" saat's Lissi "awer in de Stadt sin die Leit etwas feiner un to nenne se mich Lisett, L i s e t t, mei Gutes..." `Na ja` tenkt sich's Sussi, to kann mer halt nix mache’.
Am Domplatz siet's Sussi es Pewwi, mit tem es johrelang uf'm Dorf in te Schul wor."Pewwi, Pewwi" ruft's kleich. Awer es Pewwi bleibt net stehn, treht sich net romm un macht ach so wie wann es iwerhaupt net heere tät. Es Sussi laaft also hin un saat: "Hee Pewwi! Kennscht tu mich tan nimmi, mer han toch mitnanner in eener Schulpank gsitzt?" "Ei sicher kenn ich tich noch" saat des Pewwi "awer to in de Stadt sin die Leit etwas feiner wie uf'm Dorf un to heesch ich Babett, B a b e t t..." "Oh!" saat to's Sussi un is zuersch mol fertich!
Uf'm Hemwech denkt sich's Sussi traurich: `Es Anna heescht in de Stadt Annett, es Lissi nenne se Lisett, es Pewwi heescht jetzt Babett... ja wann des so is, kann ich mit meim Klosi nie in di Stadt umziehe - weil de nenne di Städtler K l o s e t t !’
KJK

Humor_2: Mit de Tasch vorm Panz torch London
Es is schon paar Johr her, to sin ich mitm Flieger uf London zu eener Sitzung g'floh.
Weil es so heiß war un ich nor for e Iwernachtung hin sin, han ich a so weenig Wäsch mit gholl, wie unbedingt needig waar. Ich han so e kleene Pilotekupfer ghat und der war for e Tach Wäsch mitholle un die paar Sticker Papier groß genuch. Er war nor etwas dicker wie e Aktetasch, aus woichem Material, e viereckichi Reisetasch halt.
Im Flieger sin ich mit eem junge Mann in e Dischkorsch komm, er waar aus Argentinien un weil an dem Owet e großes Weltmeisterschafts-Mättsch zwische Argentinien un England war (WM 1998), han mer zwoi e gutes Thema ghat. Ich han ganz rechts am Finschter gsitzt, in de Mitte war de Sitz frei un der jung Mann hat am Gang gsitzt.
Mitte in dem Dischkorsch hat mich die Bedienung gfroot, ob ich e Kaffee mit Millich tränge will. „Jess plies“, han ich zugstimmt. Weil ich awer so weit rechts gsitzt han, han ich mit de links Hand denoh gegriff. Wie ich die Tass schon vor mer ghat han, hat es graat arich gschiddelt, ich han mit dem Ellboe an die leer Polschterung von dem Mittelsitzt gstuppt un han mer de Kaffee mit Millich uf die feini Hoss geleert. Mer muss wisse, dass es in so eem Flieger lang net so komood und so still is, wie se es im Kino zeige.
„Kreizheilichtunnerwedder! Un ich han ke Reserve-Owerhoss debei!“ Ich han mit Papierhandicher die Hoss so gut wie meeglich abgeputzt.
Weil es awer so heiß war, is die Millich bis London zu Käs gen und ich sin mit ehm käsiche Kranz um de Hosseschlitz ankomm.
Ich sin mit de Tasch vorm Panz in die erschti Toilette rin und han die Hoss mit nasse Papierhandicher abgerieb. Debei han ich die Hand hinner de Schlitz ghall, dass die Unnerhoss net a noch nass get.
Dennoh sin ich mit de Tasch vorm nasse Panz dorch die Passkontroll un „je, je!“ in die U-Bahn. Tort han ich mich hingsitzt, die Tasch uff de Schoß gholl und se fescht ghall, wie e liewes Kind. Bis ich so sticker fuffzich Minutte späder ausgschtieh sin, war mei dinni Sommerhoss trucke, awer immer noch a bissche fleckich.
Im Hotelzimmer ankomm, han ich die Pux ausgezoh un se mit Seef un de Zahnperscht grindlich gschrubbt. E halwi Stunn späder is e Kulleger aus Frankreich ankomm un hat mit mer in die Stadt gehn wille.
„Ich kann net mitkomme, ich han ke Hoss!“ Der hat mich angschaut wie eene vum Mond.
Ich han ne korz ufgeklährt.
Am nächschte Morjet war mei Hoss trucke un mer hat ach ke Flecke meh gsiehn.
Die Englänner han an dem Owed aa Pech ghat.  KJK


Unsere Zuckerbirne
Wer kann sich noch daran erinnern? In fast jedem Hausgarten stand ein Baum dieser Sorte. Das Naschen dieser Früchte gehört zu meinen angenehmsten Kindheitserinnerungen. Weil sie so süß und so weich waren, wurden sie auch noch „Honigbirnen“ oder „Butterbirnen“ genannt. Da ich davon ausgehe, dass die zurückgekehrte Staunässe alle Bäume dieser Sorte in Gertianosch „erlöst“ hat, begann ich sie in der Literatur zu suchen. Nach Ausschluss einiger Verwechsler-Sorten, meine ich, sie nun gefunden zu haben: In Deutschland wird sie „Augustbirne“ genannt.Sie kann leider nicht mehr gepflanzt werden, da sie sehr anfällig für eine neue Krankheit ist: Feuerbrand. Dies ist eine Bakterienkrankheit die das Holz zerstört und nur mit Antibiotika zu bekämpfen ist. Das ist aber nicht zugelassen. Somit ist diese Sorte verloren.........  KJK


Steckbrief Rosmarin
Der Rosmarin ist ein immergrüner Halbstrauch aus der Familie der Lippenblütengewächse.
Die Bezeichnung Rosmarin kommt vom lateinischen "ros marinus" und bedeutet in direkter Übersätzung „Meertau“. Der buschig verzweigte Strauch duftet intensiv aromatisch und erreicht eine Größe von 50 cm bis 2 Meter. Die 10 bis 40 mm langen Blätter sind nadelförmig schmal, oberseits tiefgrün und an der Blattunterseite weißfilzig behaart. Die blassblauen Blüten können das ganze Jahr über erscheinen. Die Pflanze wächst wild im Mittelmeerraum und auch am Schwarzen Meer. Rosmarin bevorzugt einen sonnigen, trockenen Standort.
Als Symbol repräsentierte der Rosmarin über viele Jahrhunderte Liebe und Treue. In Deutschland trugen Bräute lange Zeit einen Rosmarinkranz. Er war aber auch Symbol der Erinnerung und des Gedenken an die Toten.
Wir können davon ausgehen, dass die oben beschriebene Symbolik unseren Ahnen aus der Urheimat bekannt war. Dadurch wurde dieser unscheinbare aber traditionsträchtige Strauch zum Begleiter einer Kulturgruppe.
Natürlich haben wir auch andere Symbole die als seriös und representativ einzustufen sind, wie Schilfpflanzen und Weizenähren oder ein mit den roten Blüten des Klatschmohns gesprenkeltes goldenes Weizenfeld.
Was der geschmückte Rausmarinstrauss aber bei unserem traditionellen Kirchweihfest bedeutet, kann man bei jedem Treffen unserer Landsleute erleben:  Strauss, Volkstracht und vertraute Musik bringen augenblicklich einen ganzen Saal in harmonische Stimmung! Es ist einerlei aus welchem Ort die Teilnemher stammen und alle lokal bedingten Unterschiede im Ablauf eines Kirchweihfestes sind sofort vergessen, die Sorgen sind beiseite geschoben und man fühlt sich wieder wie früher und "unter uns“. Ja, auch das sind wir! Auch wir können uns gelegentlich zu unseren Wurzeln und zu unseren Traditionen bekennen, auch wenn man uns das im Laufe der Jahrhunderte oftmals abgewöhnen wollte. Gelungen ist es keiner Obrigkeit!
In kommunistischen Zeiten wurde das Kirchweihfest von einem obrigen Schlaumeier zum Erntedankfest "umdefiniert".
Die Empörung unter den Landsleuten war damals groß, selbst der Pfarrer hat sie auf der Kanzel zum Ausdruck gebracht. Vielleicht war aber gerade das der Winkelzug, um die Kirchweihfeier einer kulturellen Minderheit im kommunistischen Rumänien zu dulden?!
Tatsache ist, dass wir unseren Brauch selbst in widrigsten Zeiten praktiziert und der Nachwelt erhalten haben!  Nur die farbigen Bänder des geschmückten Strausses und die Hutbänder der Burschen flatterten im Wind! Andere flatterhafte Symbole brauch(t)en wir nicht!
Der geschmückte Rosmarinstrauss war und ist das Symbol unseres Zusammenhalts. 
KJK
 

Kirchweihfest in banater Volkstracht
1966 gab es nach langer Pause wieder ein Kirchweihfest in Gertianosch. Man durfte aber aus kommunistisch-politischen Gründen nicht in geschlossener Formation in die Kirche marschieren.
Die Gesellschaft stoppte an einer Straßenecke und die Teilnehmer betraten einzeln die Kirche. Nach dem Gottesdienst formierte sich die Gesellschaft erneut und weiter ging`s!
1967 war meine Schwester sogenannte „erschti Motter“ und das im zarten Alter von 15 Jahren. Im Vorfeld wurde nach langer und breiter Diskussion beschlossen, in banater Volkstracht aufzutreten. Nur der Gang in die Kirche war noch ein Problem.
Meinem Vater platzte damals vor Stolz der Kragen weil sein Mädchen „erschti Motter“ ist und der Kirchgang in geschlossener Formation ließ ihm keine Ruhe. Er wandte sich diesbezüglich an einen Dorfobrigen rumänischer Zunge, der damals eine höhere Position in der lokalen Parteiorganisation hatte.
Nach der genauen Schilderung der Problematik und nach ein paar Gläsern Rotwein aus dem eigenen Keller sprach der geschmeichelte Genosse: „Die Kinder sollen beruhigt mit Blasmusik in die Kirche marschieren. Wenn jemand unangenehme Fragen stellen sollte, so schicke ihn zu mir, ich werde ihm das erklären!“
Aus, basta, Punkt: Seit jener Feier ist die Gertianoscher Jugend am Kirchweihsonntag in Volkstracht, mit geschmücktem Rosmarinstrauss und Blasmusik in die Kirche marschiert!
Ganz nebenbei ist noch anzumerken, dass die Kirche bis Ende der 70-iger Jahre bei diesem Gottesdienst zu klein war um alle Besucher zu fassen. 
KJK
 

Ruf der Ahnen
Ich befand mich an einem sonnigen Sonntagmorgen auf einem Feuerwehrfest und die dörfliche Atmosphäre erinnerte mich an meine Kinder- und Jugendzeit. Eine Blaskapelle rief mir aber mit allerlei "Geduudle" den neuen Zeitgeist ins Bewusstsein.
Moderne Musik und Blaskapellen passen, meiner Meinung nach, so gut zusammen wie der Bayerische Defiliermarsch und die E-Gitarre. Entweder haben diese Leute „Schweinsohren“ oder ich werde mit zunehmendem Alter zum notorischen Nörgler…
Doch plötzlich fühlte ich wie ein kalter Schauer mir den Rücken hinauf kroch und mir eine Gänsehaut verpasste. Ich blieb wie elektrisiert stehen und wusste vorerst gar nicht warum.
Aha, die Blaskapelle hat ein Potpourri aus alten und wohlbekannten Volksweisen gespielt. Das „Kerweihpuweblut“ pulsierte also Jahrzehnte später immer noch in mir. In diesem Augenblick habe ich mir geschworen, mir diesbezüglich nichts mehr vorzumachen.
Es gibt überhaupt keinen Grund, mich für meine kulturelle Herkunft zu schämen!
Als Kinder und Jugendliche hörten wir im Radio dem Gejaule der „Musikbandas“ aus aller Welt zu, doch wenn die Dorfkapelle aufspielte, rannten wir alle auf die Straße.
Ich werde nie vergessen, wie ich als kleiner Hopser zwischen dem Trommler und dem Bassbläser der ganzen Kirchweihgesellschaft hinterher gelaufen bin. Auf vielen Kirchweihbildern sind Kinder mit dabei und auch ich hatte dieses Glück.
An unser Kinderkirchweih-Spiel kann ich mich noch gut erinnern: Wir liefen im Oktober mit einem trockenen Strauch durch die abgeernteten Gärten, ein alter Topf wurde als Trommel benutzt, ein verbeulter Blechtrichter war Flügel- und Tenorhorn zugleich und einige von uns waren mit einem alten Kleid als „Kerweihmädel“ verkleidet…
Diese Wurzeln kann mir niemand ziehen, das Recht dazu hat auch kein Mensch.
In meinem kulturellen Wurzelkörper spielt die Blaskapelle immer noch „Im Alten Dorfwirtshaus“, der „Wittmann Franz“ beichtet der „Anneliese“ seinen „Herz-Schmerz“ unter den „Sternen der Heimat“ und auf der „Vogelwiese“ pfeift der „Dompfaff“ zum „Blumengeflüster“.
„Wo der Wildbach rauscht“ weiß ich nicht genau. Ist das am „Fuchsgraben“ oder bei den „Rauschenden Birken“? Der „Jäger aus Kurpfalz“ war weit weg und ein „Altes Försterhaus“ hatten wir auch nicht in der Gegend, aber richtig Stimmung zu Kirchweih und Letztfasching.
Die Musikanten entstammten den eigenen Reihen. Die fertig gebackenen „Künstler“ aus aller Welt waren zeitweise vergessen.
Wer jetzt glaubt, spotten zu müssen, dem sei mit einem banat-schwäbischen Kinderreim entgegnet: „Spodde, spodde, tut net weh - der was spodd’ hat Leis un Fleh!“
SZ

Weescht du noch, Nochper?
Weescht du noch wie mer als Kiner g’schpillt han? Ich waar schon Eire tägliche Gascht, to waarscht du kaum aus de Windle traus. Na ja, redde un uns verständiche han mer schon kenne. Geraaft han mer zwoi nie, ich han aach so gewisst dass ich stärker sin wie du. E richtige Grund dezu han mer aa nie ghat.
Nor eemol han ich dich g’schuppst un du hascht die frischi Kuhmilch versuddlt. Tut mer leed!

Weescht du noch? Dei erschte Berufswunsch waar Langoschbacker in Temeschwar. Ich han zuerscht Doktor sin wille (der waar e mächtige Mann, to hat jeder die Gattche ronnerlosse misse!), späder Schauspieler, Fotballspiller un noch viel Zeich! Awer es is anerscht komm:
Du bauscht jetzt Heiser oder bauscht se um un ich bau Telefon- un Radioverbindunge.

Weescht du noch, wie mer zwoi „Groses Indianerehrenwort!“ unser Geheimnisse ausgetauscht han? E halwe Taach späder hat dei Motter gewisst, dass tu de Omsch beim pronse in de Blumegarte zugschaut hascht un mei Motter hat verstann wieso se e Hingl hat notschlachte misse, weil ich Kaktusnodlspitze in Weintraube g’stoch han un es die gepickt hat.
Weescht du noch, wie du mich 66 schpille geleert hascht? Du waarscht finf Johr alt und ich kaum siwwe. So han mer zwoi rechne geleert! Ich han denoh mei Vatter aa noch Karte spille geleert. Geramschelt und Gefuchst han mer aa noch.

Weescht du noch, wie mer zwoi Krombeeresupp for eire Hund, de Hecktor, gekocht han? Der hat se nett g’fress, nor e bissche Wasser geleckt, awer mer waare stolz weil er di Hingle nett draan geloss hat. Un gfreckte Kraake han mer sezziert un noher in eener Erbsedoos begraab. Weescht du noch wie mer Eire Kaader (de Zimm ihre Sohn) getaaft han? Der waar zwoi mol so groß wie sei Motter, hat faul in de Sonn geleh un sie hat ihm die Mais geprong.

Weescht tu noch wie mer Ruybi gspillt han und Eire Zaun kaputt gemach han, wie mer Spatze gfang han, Apisse un Kersche gess han, alde Suppedeckle an de Zaun ghong han un mit anre alde Tippe a Schlagzeich ufgebaut han un uns die Seel ausm Hals geschrie han? Eener vun uns hat mitm Hexebeesm Gittar gschpillt.
Weescht tu noch wie mer Pläne gemach han, wie mer zwoi uns beim Schweinschlachte helfe wann mer mol groß sin?
Reschpeckt han ich vun deim Vatter ghat un vor allem vun de Mott.

Späder hat uns die Schul getrennt, mer sin aus’m Haus geworf gen un weggezoo un die Abständ zwischen uns zwoi sin greeßer gen… Mit de Kerweih sin mer paar Maal gang. Wie ich gheirat han, waarscht du weit weg un umgekehrt, du bischt uff Deitschland un ich han lang nix vun dir gheert.
No dreißig Johr wees ich gaar nimmi wie du ausschaust. Bischt du dinn un lang wie dei Otta aus de sechscht Gass? Oder korz un rond wie dei Vatter? Hascht noch Haar uff’m Kopp oder is er glanzig?
Ich sin nimmi sportlich, e pissl zu kleen vor mei Gwicht, mei Kopp ist dungelkroh un licht, es haardruckle geht immer schneller un jede Morjet zwickts irgendwu…

Zu deim Funfzichschte han ich dich iwerrasche wille, awer ich han korz vorher e Autounfall ghat un ich waar net in Stimmung. Deine Motter iss’es in der Zeit aa net grad gut gang…
Dei Eltre muss ich awer noch eemol uffsuche. Ich han mich nirgendwu so gut g’fiehlt wie bei Eich im Haus un Hoff. Bessre Nochperschleit han ich nie g’hat un werr ich aa nimmi han!

Pleip gsund, liewe Nochper!



Bemerkungen:
Dieser Ordner ist noch im Aufbau und wird nie vollendet sein. Wir freuen uns über Ihre Beiträge, liebe Landsleute und Freunde! 


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